Polska

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Es ist eine dieser Reisen, die einen immer wieder besuchen, in kleinen Momenten, Déjà-Vus und lustigen Anekdoten; bis heute.

Wir nehmen euch mit auf diese Reise und präsentieren euch jeden Tag ein neues Kapitel bis sich am Ende alle Teile zusammenfügen. Viel Spaß dabei und herzlich willkommen. 

Im Winter 2019, ein großes Jubiläum bahnte sich an. Eigentlich sollte es in den Süden gehen. Zum Geburtstag reichlich Sonne. Aber es kam anders, und wir planten mit Polen. Wohin genau? Keine Ahnung, Hauptsache einfach mal weg und in Bewegung. Mit diesem Gefühl setzten wir uns in den Zug.


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Wrocław nahm uns behutsam in Empfang, mit seinen Straßen und seinen vom Verfall umrahmten Häusern. Wir genossen es, zogen umher und träumten uns unseren Weg. Unser Weg in Richtung Hotel, eine kleine Überraschung, eine die aber einige Kilometer Fußmarsch von uns verlangte. Das sollte es sein?! Fast ein wenig drüber, aber ja, ein Jubiläum darf sich auch mal was gönnen; auch, wenn der Typ am Eingang, der uns die Tür aufhalten wollte, dann doch ein wenig zu viel war, aber egal.

Unser Zimmer war großartig, der Ausblick noch viel mehr, und in das Buffet konnte man sich reinlegen. Die Tage vergingen, die Kälte des Winters war unser ständiger Begleiter, aber unsere Dusche, die in manchen Großstädten sicherlich als WG-Zimmer durchgeht, spendete viel, viel Wärme; genau, wie die Sauna unterm Dach.

Etwas unsicher ließen wir uns eines Abends an der Hotel-Bar nieder; und folgten den Empfehlungen der Bedienung. Ein Drink, der mit Flakon an den Tisch gebracht wurde, war schon WOW. Bevor man ihn trank, sollte man sich in eine Parfümwolke hüllen und dann das kleine Glas leeren. Doch damit nicht genug, es sollte noch süßer werden. Doch leider konnte ein Teil der Reisegruppe dem schnellen, englischen Vortrag des Service-Personals nicht ganz folgen, mit dem Ergebnis, dass man dem einzigen Schlagwort, was man verstanden hatte, zustimmte und kurz darauf ein Sorbet auf dem Tisch Stand, was optisch gut dabei war, aber beim Geschmack völlig die Contenance verlor: Sellerie-Sorbet mit Bratapfel. Mit Abstand das Ekligste was jemals serviert wurde. Dass er am Ende doch gegessen wurde, honorieren wir bis heute mit dem größtmöglichen Respekt auf Lebenszeit. Danke, dass wir ihn nicht unangetastet zurückgeben mussten und du dich geopfert hast Loralinski.

Die Zeit der Luxushotels war zu Ende und wir nahmen den Weg zum Bahnhof, weiter geht’s gen Süden.


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Krasse Stadt. Ein Bahnhof, der uns völlig überrannte. Nach einigen Stunden Zugfahrt fielen wir in eine Shopping-Mall, in der nebenbei auch noch Züge hielten. Massenkonsum1000. Es gab wirklich alles und noch viel, viel mehr. Den Ausgang und frische Luft, irgendwann fanden wir sie.  

Ein Teil der Gruppe kümmerte sich um die Unterkunft, der andere Teile suchte die Stadt nach Orten ab, in denen es sich wunderbar essen ließ. Diese Arbeitsteilung sollte sich durch den gesamten Urlaub ziehen und funktionierte wunderbar.

Auf unserem Weg in die Stadt bekamen wir einen ersten Eindruck, eine schöne Stadt, liberal, vielfältig und lebendig. Die jüdischen Viertel mit ihren Restaurants sind wirklich grandios. Wir haben viel gegessen, uns viel angeschaut und genossen. Wenn ihr mal in Polen seid, esst auf jeden Fall Piroggen, herzhaft oder süß, ein absoluter Genuss. Aber auch diese Pizza mit scharfen Kartoffelcrisps hat sich fest im Reisegedächtnis verankert. Die Tage vergingen wie im Flug.

Wir hatten großen Respekt davor, wollten es aber unbedingt: Nach Auschwitz fahren. Leider gab es in den Tagen in denen wir dort waren, keine Fahrten mehr. Die deutsche Geschichte und der Holocaust, sie sind allgegenwärtig in Kraków. Mit vielen Eindrücken im Kopf schnürten wir unsere Schuhe und verließen die Stadt, ab zum Bahnhof.


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Warum wird dort strandeten, weiß keiner mehr so recht. Kielce lag zwischen Kraków und Warszawa, der Jahreswechsel stand bevor und in einer Millionenmetropole Silvester zu feiern, klang irgendwie nach Stress. Vielleicht landeten wir deswegen dort. Lange blieben wir nicht, stattdessen gab es einige Diskussionen und Streitgespräche, über dieses und jenes. Eine verrückte Nacht und ein völlig schräges Silvester. Wir schenkten uns das Frühstück, beschlossen nie wieder Fast-Food zu essen und verließen Kielce mit seiner Schwermut und seinen Eigenarten.  


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Warszawa war einfach nur Kontrastprogramm. Beeindruckend. Im Zentrum kamen wir an, Hauptbahnhofflavour, genau unser Ding. Hochhäuser, Großstadtatmosphäre und einfach nur Bewegung und Hektik.
Unser Hotel, irgendwo im Zentrum, als Schnäppchen im Internet geschossen. Zu lange mussten wir warten, irgendwas schien nicht funktioniert zu haben. Mist. Am Ende hieß es dann: Buchungsfehler und „we got an upgrade for you!“. Im 20. Stock über der Stadt, riesen Bude, vier Zimmer, 2 Bäder, ein Fest. Wir konnten es nicht glauben. Wir genossen alles, den Platz, die Wärme – ja, es war immer noch Winter und sehr, sehr kalt – den Ausblick, die Badewanne. Wir kauften uns einen Berg Zeitungen, trugen fiese Bademäntel und lümmelten in den vielen Ecken und Sofas, die unsere Hotelwohnung zu bieten hatte. Doch damit nicht genug, denn gegen Abend gelang uns auch noch ein kulinarischer Glücksgriff. Tel Aviv hieß der Laden, wir mussten warten, hatten irgendwann kaum noch Lust, aber dann gab es doch noch einen kleinen Tisch. Urban Food, klang ein wenig zu hipp, aber die israelische Küche war einfach nur geil in Reinform. Wir haben so viel gegessen und vor allem so lecker, dass uns heute noch das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn wir davon sprechen. Und ey, die Leute, die dort arbeiteten, setzen dem ganzen noch die Kirsche auf den Kopf. Einen besseren Service kann es nicht geben, 12 von 10 Punkten - Michał bester Mann!

Die Tage danach zog es uns durch die Stadt, Graffiti gab es an vielen Ecken, wie sollte es auch anders sein. Wir aßen, guckten, erzählten und trieben durch die sozialistischen Kulissen der Stadt. Warszawa blieb uns in guter Erinnerung.


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Ab an die Küste, ans Wasser und zur Ostsee. Eine schöne Stadt. Maritime Gemütlichkeit, ja, auch wenn es immer noch sehr, sehr kalt war. Mit dicken Jacken stromerten wir durch die Stadt und ruckelten mit einer schnaufenden Straßenbahn bis zum Strand. Was wir nicht (mehr) wussten, Danzig ist eine traditionsreiche Stadt, die Arbeiterbewegung schrieb in den dortigen Werften Geschichte und gründete hier die Gewerkschaft Solidarność. Sich zu dem Thema zu belesen, ist auf jeden Fall lohnenswert. Vor Ort war es allgegenwärtig, was wir dankend annahmen, Museen, Ausstellungen und die ganzen Gebäude, verstreut auf einem riesen Gelände; und zwischendurch unzählige Menschen, die dort immer noch arbeiten. Irgendwie verrückt. 

Leider blieben uns nur zwei Tage. Wir mussten weiter, das Ende unseres Urlaubes deutete sich allmählich an. Es ging mal wieder zum Bahnhof.

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Wir fuhren lange Zug, in einem gemütlichen Abteil, welches wir uns mit einem Pärchen teilten. Die erste Stunde rätselten wir um deren Beziehung zueinander, über die Zeit merkten wir, sie gehören zusammen, irgendwie. Ausgerüstet mit Kopfhörern, die sie jeweils in ihr Handy gesteckt hatten, saßen sie sich gegenüber uns suchteten ohne Ende Internet. Gesprochen wurde nicht, der Blick verließ kaum ihre Handys, hin und wieder gab es kurze Gesten, um kurz danach wieder in den Weiten des Netzes zu versinken. Aber ja, vielleicht schrieben sie sich währenddessen irgendwas Nettes; es wäre ihn zu wünschen. Poznań, wir kennen leider nur deinen Bahnhof, und dein schlechtes Wetter. Es hat viel geregnet. Wir liefen über die vielen Bahnsteige, es wurde viel umgestiegen, viel getragen und gerannt. Es lag Hektik in der Luft, aber eine entspannte Variante davon. Wir kämpften hingegen mit diesem Gefühl, was immer aufkommt, wenn eine schöne Reise ihr Ende findet. Es lag Melancholie in der Luft, aber Reisen gibt es nicht ohne dieses Gefühl. Mit der Dunkelheit stiegen wir in den Reisebus; notgedrungen, die Züge waren voll von Feiertagsreisenden, die über die unsichtbar gewordenen Grenzen pendeln. Berlin war unser Ziel, unser Zuhause nach dem Umsteigen nicht mehr weit. Ostdeutsche Provinz, du hast uns wieder.

Eine tolle Zeit.

Auf bald,

Eure Reisegruppe Zwanzigneuzehn/Zwanzigzwanzig.



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